Digitalpakt Schule

Ich habe lange überlegt, ob ich einen Artikel zu dem Digitalpakt Schule schreibe. Schließlich gibt es bereits so viele Artikel und Meinungen dazu. Ein weiterer Grund lag vor allem auch darin, abwarten zu wollen, was der Digitalpakt genau für die Schulen konkret bedeutet. Und das ist seit kurzem mit den klaren Förderrichtlinien deutlich geworden. Zunächst wurden dabei viele Träume und Erwartungen der meisten Schulen an den angepriesenen Digitalpakt zunichte gemacht und er kann nur nüchtern als das dargestellt werden, was er ist: ein Konjunkturprogramm.
Digitalpakt Schule
  • Veröffentlicht am 2019-11-05 17:32:46

Ich habe lange überlegt, ob ich einen Artikel zu dem Digitalpakt Schule schreibe. Schließlich gibt es bereits so viele Artikel und Meinungen dazu. Ein weiterer Grund lag vor allem auch darin, abwarten zu wollen, was der Digitalpakt genau für die Schulen konkret bedeutet. Und das ist seit kurzem mit den klaren Förderrichtlinien deutlich geworden. Zunächst wurden dabei viele Träume und Erwartungen der meisten Schulen an den angepriesenen Digitalpakt zunichte gemacht und er kann nur nüchtern als das dargestellt werden, was er ist: ein Konjunkturprogramm.

Doch warum wurden die Träume zerstört?
Wer anfangs angenommen hat, dass das Geld gleichmäßig auf alle Schulen verteilt wird, wurde nun eines besseren belehrt. Nicht die Schulen erhalten das Geld für die in ihren mühevoll erarbeiteten Medienkonzepten anstehenden Investitionen, sondern der Schulträger, der entscheidet, welchen Schulen er welche Mittel zugänglich macht. Und es ist aus Sicht der Schulträger nicht verwunderlich, wenn dieser sich dazu entscheidet in einem ersten Schritt alle Schulen in seiner Trägerschaft zu verkabeln und mit WLAN auszuleuchten. Wer weiß schon, wie teuer das bereits wird?
Alle Schulen, die bereits über diese Standards verfügen, erhalten zunächst keine Gelder aus dem Digitalpakt für (ebenso dringend benötigte) Endgeräte oder Server. Das klingt zunächst unfair, vor allem weil es viele Träume der medienbegeisterten Kollegen zunichte machte. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto sinnvoller ist diese Entscheidung - gerade im Sinne der Chancengleichheit. Egal welche Bemühungen eine Schule oder der (teilweise auch ehemalige) Schulträger unternommen hat, um einzelne Schulen auf die Digitalisierung vorzubereiten, ist es wichtig alle Schulen auf einen Stand zu bringen, sodass jeder Schüler, egal auf welche Schule er geht, den gleichen Zugang zum Internet erhält. Dass dies durchaus bis zu zwei Jahre andauert und bis dahin keine anderen Investitionen getätigt werden ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass niemand die genauen Kosten für den infrastrukturellen Ausbau abschätzen kann.
Doch gerade vor diesem Hintergrund, der sicher in vielen Gebieten ähnlich aussieht, wird umso mehr deutlich, wie hoch der Investitionsstau in deutschen Schulen auch und vor allem im Bereich der Digitalisierung ist. Die aufgerufenen 5 Mrd. Euro sind letztlich ein Tropfen auf den heißen Stein und in spätestens 5 Jahren wäre ein weiteres Konjunkturprogramm ähnlicher Größenordnung bitter nötig.

Aus meiner Sicht hat es die Politik unter anderem durch werbewirksame Videos zum Digitalpakt geschafft, der Öffentlichkeit ein anderes Bild vom Stand der Digitalisierung in den deutschen Schulen zu vermitteln. Bis die in den Broschüren und Videos  gezeigten Tablets oder VR-Brillen an den Schulen ankommen, wird es noch einige Jahre und womöglich noch ein weiteres Bildungspaket benötigen.

Warum muss ich dann noch ein Medienkonzept schreiben?
Falls bereits ein Medienkonzept geschrieben wurde oder man mitten in der Planung steckt, kann man leicht der Meinung verfallen, dass dies nach den oben genannten Förderrichtlinien überflüssig sei. Aber gerade für den infrastrukturellen Ausbau muss sich die einzelne Schule ihrer Vision von zeitgemäßer Bildung vor Ort im Klaren sein. Welche Geräte benötigen wir wo, um unsere pädagogischen Ziele zu erreichen? Nur wer sich dessen bewusst ist, kann seine Schule zukunftssicher in eine digitale Zukunft führen. Und diese Vision entwickelt man am besten mit einem Medienkonzept, das die gesamte Schule und das gesamte Kollegium mit einbezieht.

Die hohen Erwartungen (oder doch besser Träume?), die an den Digitalpakt  gestellt wurden, werden sich durch diesen alleine zwar nicht erfüllen, er bietet aber die Möglichkeit eine Grundlage für eine weitere Entwicklung zu schaffen. Und dass diese trotz dieser Ernüchterung nicht ausbleiben muss, wird deutlich, wenn man den Digitalpakt als Maßnahme "on top" versteht, die die in vielen Schulen bereits angelaufene Entwicklung im Bereich der Digitalisierung vor allem infrastrukturell unterstützt. Endgeräte und Präsentations-/Anzeigegeräte können nach wie vor aus den bisher genutzt Budgets finanziert werden - nur eben nicht ganz so schnell, wie erhofft.